Qualität und Effizienz ein Widerspruch? Interdisziplinärer Kongress in Berlin

Am 28. und 29. November 2023 fand der V. interdisziplinäre Förderkongress „Junge Wissenschaft und Praxis“ der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung zum Thema „Qualität und Effizienz ein Widerspruch? – Zur Zukunft exzellenter medizinischer Versorgung in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten“ in Berlin statt. In Kooperation mit der Heinz-Nixdorf-Stiftung und der Charité-Universitätsmedizin Berlin lag die wissenschaftliche Leitung bei Professor Heyo Krömer, dem Vorstandsvorsitzenden der Berliner Charité.

Hochschullehrer*innen hatten im vergangenen Jahr die Möglichkeit, junge Wissenschaftler*innen für diesen Kongress vorzuschlagen. Ende letzten Jahres wurde ich von Professor Mentzel für diese Tagung vorgeschlagen. Um mit Daten nach Berlin zu reisen zu können, führten wir über die Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR) eine Online-Umfrage zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Möglichkeiten der Telemedizin in der Kinderradiologie durch. Mit diesem Konzept bewarben wir uns erfolgreich für eine Teilnahme an dem Förderkongress und konnten dort ein Poster vorstellen. Die ausgewerteten Daten konnten bereits wir auf der 60. GPR-Jahrestagung in Wien im September 2023 vorstellen.

Der Kongress wurde durch den Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach eröffnet. In seiner Rede wurden die aktuellen Gesetzesentwürfe zur Krankenhausreform, digitaler Patientenakte sowie zum Forschungsdatengesetz vorgestellt. Dabei unterstrich Minister Lauterbauch neben der Relevanz von gesteigerter Transparenz und Vernetzung, dass die „Deutsche Lösung“ (mehr Geld ins System einzahlen, anstatt grundlegend reformieren) nach Jahren nun verlassen werden sollte. Ein nachfolgendes Panel nahm die Frage auf, wie Digitalisierung und Vernetzung zur Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen können. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Prof. Alena Buyx beleuchtete, dass sowohl Datenschutz als auch Patientenwohl wichtige Güter seien. Die Datennutzung zur verbesserten Patientenversorgung sei unter Umständen sogar ethisch geboten. Ran Balicer konnte dafür Erfolgsbeispiele aus Israel nennen, dort gebe es bereits eine einheitliche Patientendokumentation- vom Hausarzt bis zur Notaufnahme. Mit Hilfe von KI werden weiterhin Patienten nach Dringlichkeit sortiert oder nach Hepatis C gescreent. Damit werde beispielsweise dem Radiologen am Morgen zunächst die dringlichsten Aufnahmen der Nacht gezeigt und die number needed to screen sei für Hepatitis C um das 100-fache verbessert worden.

Am nächsten Tag wurde in mehreren Arbeitskreisen diskutiert. Ich nahm am Arbeitskreis „AI in Medicine – Balancing Innovation and Risks“ teil, dabei wurden KI-Anwendungen aus der Pflege oder App-Entwicklungen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit vorgestellt. Der Arbeitskreis endete mit einem Impulsvortrag von Tim Gutmann von der Universität Augsburg, der über das geplante EU-Gesundheitsdatengesetz referierte. Das European Health Data Space kann ein möglicher Katalysator für Innovationen im Gesundheitswesen sein. Professor Mentzel nahm am Arbeitskreis „Medizin und Gesellschaft – Stakeholder-Einbindung in Forschung und Versorgungsgestaltung“ teil, in dem über die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Patientinnen und Patienten in der medizinischen Forschung diskutiert wurde.

Die zwei Tage in Berlin waren eine sehr interessante Möglichkeit, um „über den Tellerrand“ zu schauen und so über neue Trends im Gesundheitswesen zu erfahren sowie sich mit anderen jungen Wissenschaftlern aus der Medizin, Jura oder Sozialwissenschaften zu vernetzen. Ich bin dankbar für die Empfehlung von Professor Mentzel und dass wir die Kinder- und Jugendradiologie vertreten konnten. Der GPR danken wir, dass wir die Monkey survey Umfrage durchführen durften, allen Mitgliedern für ihre rege Beteiligung. Aktuell ist die Umfrage erneut geöffnet worden und wir freuen uns über weitere Meinungen und Antworten.

Max-Johann Sturm

Medizinstudent im Praktischen Jahr

Friedrich-Schiller-Universität Jena