Nachruf Prof. Dr. med. Ernst Richter
Ernst Richter
Prof. Dr. med. Ernst Richter, geboren am 17. Mai 1936 in Hamburg und zeitlebens eng mit seinem Heimatstadtteil Groß Borstel verbunden, widmete sein berufliches Wirken mit großer Hingabe der Kinderradiologie. Seine medizinische Ausbildung an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE) führte ihn sowohl zum Facharzt für Kinderheilkunde als auch zum Facharzt für Radiologische Diagnostik mit Schwerpunkt Kinderradiologie – eine Kombination, die sein besonderes Verständnis für die jungen Patientinnen und Patienten prägte.
Von 1978 bis 1987 wirkte er am Altonaer Kinderkrankenhaus, wo er die Abteilung für Kinderradiologie gründete und als Chefarzt tätig war. Bereits zuvor hatte er 1977 unter Prof. Dr. med M. A. Lassrich habilitiert mit einer grundlegenden Arbeit zur Röntgenanatomie des Neugeborenen, die bis heute Beachtung findet. In dieser Zeit richtete er unter anderem die 21. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR) 1984 in Lübeck-Travemünde aus.
1987 folgte er dem Ruf an das UKE, wo er bis 2001 die Abteilung für Kinderradiologie leitete. Unter seiner Führung wurden bedeutende wissenschaftliche Arbeiten hervorgebracht, darunter die Habilitationen von K. Helmke (1991) und P. Winkler (1993). Zudem prägte er nationale und internationale fachliche Entwicklungen entscheidend mit: als Mitglied des Vorstandes der European Society of Paediatric Radiology (ESPR) von 1992 bis 1998, als Ausrichter des kinderradiologischen Teils des Deutschen Röntgenkongresses 1992 in Wiesbaden, des 5. European Course of Pediatric Radiology (ECPR) 1996 in Köln sowie des Symposiums „50 Jahre Kinderradiologie im UKE“ im Jahr 2001. Seine regelmäßigen Kinderradiologischen Arbeitstreffen in Hamburg sind Vielen noch in lebhafter Erinnerung. Für seine Verdienste wurde er später mit der Ehrenmitgliedschaft der ESPR ausgezeichnet.
Doch bei all seiner fachlichen Kompetenz, die sich immer wieder auch in seinen Publikationen zeigte, seinem wissenschaftlichen Sachverstand und seinem hohen beruflichen Ansehen blieb er stets ein ausgesprochen freundlicher, bescheidener und zugewandter Mensch. Seine Kollegen schätzten seine ruhige Art und seinen Rat, der oft ebenso weitsichtig wie menschlich war. Seine Verbindungen zu Kinderradiologinnen und -radiologen im In- und Ausland basierten nicht nur auf Expertise, sondern vor allem auf gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung.
Sein Leben war geprägt von tief verwurzelter Familienverbundenheit. Seine Frau und seine drei Kinder begleiteten ihn durchs Leben, und er kümmerte sich bis kurz vor seinem Tod liebevoll um sie. Ruhe und Erholung fand er besonders in Dänemark, wo er viele seiner Urlaube verbrachte.
Am 25. Oktober 2025 verstarb Ernst Richter in Groß Borstel, dem Ort, an dem er geboren wurde und an dem sein Lebenskreis sich schloss. Seine Freunde und Wegbegleiter gedenken seiner mit Demut und großer Dankbarkeit für seine Wärme, seine Freundschaft, sein Wirken und den stillen, aber tiefen Eindruck, den er in ihrem Leben hinterlassen hat.
Knut Helmke, Gabriele Benz-Bohm
