Interview mit dem Tagungspräsidenten

INTERVIEW

mit dem Tagungspräsidenten PD Dr. med. Christoph M. Heyer - Leitender Arzt am
Institut für Kinderradiologie am St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum sowie neuer Vorsitzender der AG Pädiatrische Radiologie in der DRG

"Ein guter Kinderradiologe sollte über viel Empathie und Geduld verfügen"

Herr Dr. Heyer, die Schwerpunkte der 52. Jahrestagung der GPR sind gut gemischt und unter anderem auch sehr praktischer Natur: Es gibt Vorträge zu „Wie wird das verletzte Kind geröntgt?“ und „Kinder und MRT – wie macht man das richtig?“ Damit sprechen Sie vor allem die MTRA an. Wie wichtig ist der korrekte, genaue Umgang mit den kleinen Patienten?

Sehr wichtig! Weil wir es in der Kinderradiologie mit einer sehr sensiblen Patientengruppe zu tun haben. Wichtig ist, dass wir zum einen auf die Art und Weise wie die Bilder im Hinblick auf deren diagnostische Aussagekraft entstehen achten und zum anderen auf Strahlenschutz, Invasivität, Schmerzen und Angst. Wir müssen den Eltern zeigen, dass wir ihre Kinder kindgerecht behandeln. Da vor allem die MTRA einen direkten Kontakt zum Patienten haben, ist deren Arbeit für das Funktionieren einer guten Kinderradiologie essenziell. Deshalb haben wir das MTRA-Programm auf der Tagung ausgebaut.

Bei einem Vortrag am Samstag wird gefragt, was man bei kindlicher Angst vor der Röhre tun kann.  Braucht ein Kinderradiologe ganz besondere Fähigkeiten, die anderen Radiologen fremd sind?

Ein guter Kinderradiologe sollte über ein gehöriges Maß an Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Geduld verfügen. Trotz aller technischen Fortschritte in unserem Fach sind Patientenkontakt, fundierte Kenntnisse in der Pädiatrie und den Nachbardisziplinen wie Kinderchirurgie eine unabdingbare Voraussetzung für den Umgang mit den Patienten.

Der Arztberuf ist stressig, und in der Kinderradiologie ist zusätzlich noch großes Einfühlungsvermögen gefordert. Sich dann auch noch den Kopf über juristische Fallstricke zerbrechen, ist viel verlangt. Man kann sich aber Rat holen, rät ein Vortrag am Samstagmorgen. Was wird man aus dem Vortrag „Juristische Aspekte in der Kinderradiologie“ mitnehmen können?

Der Vortrag von Frau Dr. Cramer wird eine Reihe wichtiger juristischer Aspekte ansprechen. Vielfach sind wir uns - als juristische Laien - nicht über die Tragweite unseres Handelns aus juristischer Perspektive bewusst. Gleichzeitig sind die Anforderungen an unsere ärztliche Tätigkeit in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das betrifft Themen wie Patientensicherheit, Strahlenexposition, Kontrastmittelgaben und Patientenaufklärung. Patienten sehen unser Handeln heute oft kritischer als in der Vergangenheit und sind eher bereit, den Arzt bei vermuteten oder nachgewiesenen Fehlern juristisch zu belangen. Wir sind deshalb froh, dass Frau Dr. Cramer die typischen „Fallstricke“ unserer ärztlichen Tätigkeit als Kinderradiologen aufzeigen und entsprechende Lösungsansätze anbieten wird. Um die Thematik noch konkreter zu machen, sind alle Besucher des Kongresses eingeladen, im Vorfeld Fragen einzureichen, die die Referentin nach ihrem Vortrag  beantworten wird.

Warum haben Sie sich für die Kinderradiologie entschieden?

Als Kind wollte ich schon Kinderarzt werden. Nach dem Studium habe ich diesen Traum verwirklicht und eine Facharztausbildung in der Pädiatrie absolviert. Im Rahmen meiner Doktorarbeit hatte ich damals ersten Kontakt mit der Kinderradiologie. Maßgeblichen Anteil an meiner Entscheidung, nach der Pädiatrie noch eine Facharztausbildung für Radiologie und Kinderradiologie anzuschließen, hatte der Leiter der Kinderradiologie am Universitätsklinikum Münster, Professor Hans-Jürgen von Lengerke. Bis heute bewundere ich seine ruhige und gelassene Art bei Kindern und in seiner Arbeitsweise.

Was hat Sie nach Bochum geführt? Was macht die Stadt aus?

Gebürtig stamme ich aus Bielefeld und bin in Ostwestfalen-Lippe aufgewachsen. Nach dem Studium war ich auf der Suche nach einem universitären Ausbildungsplatz in einer Kinderklinik, damals waren die pädiatrischen Stellen noch rar gesät. An einem wunderschönen Herbsttag mit strahlend blauem Himmel und bunt gefärbtem Laub fuhr ich zu einem Vorstellungsgespräch in die Universitätskinderklinik nach Bochum. Ich war überrascht, als ich vom Hauptbahnhof durch den Stadtpark zur Klinik lief und habe meine Vorurteile, die ich sicherheitshalber im Gepäck hatte, schnell beiseitegelegt. Nach dem Gespräch mit Professor Rieger wurde bald klar, dass ich in Bochum anfangen konnte. Mittlerweile lebe ich seit 20 Jahren im Ruhrgebiet und schätze den Menschenschlag, das kulturelle Angebot der Region und die vielen grünen Ecken hier sehr. Der Ruhrpott heißt alle Tagungsbesucher im September darum herzlich willkommen!

Vielen Dank für das Gespräch!