Nachruf Prof. Dr. med. Eberhard Willich

Prof. Dr. med. Eberhard Willich, Mitbegründer der Pädiatrischen Radiologie im deutschsprachigen Raum, wurde in Stuttgart als Sohn eines Offiziers geboren. Nach der Schulausbildung an verschiedenen humanistischen Gymnasien studierte er Medizin, legte 1943 das Staatsexamen in Berlin ab und promovierte im selben Jahr in Tübingen über die kongenitale Lungenzyste. Der 2. Weltkrieg bedingte seinen Einsatz als Truppenarzt und eine vierjährige Gefangenschaft in der Sowjetunion. 1949 konnte er die medizinische Weiterbildung wieder aufnehmen, die er 1956 in Pädiatrie an der Städtischen Kinderklinik Bremen und 1962 als Arzt für Radiologie am Zentral-Röntgeninstitut der Städtischen Krankenanstalten Bremen abschloss. Entscheidender Mentor für ihn war Prof. Dr. Lutz Schall, damaliger Direktor der Kinderklinik, dessen besondere Vorliebe, seit seiner röntgenologischen Weiterbildung in den 20er Jahren, der Kinderradiologie galt. Er beauftragte ihn mit dem Aufbau der Röntgenabteilung der Bremer Kinderklinik. Zusammen entwickelten sie 1962 ein Zusatzgerät für die Röntgenuntersuchung von Kindern, das Paidoskop (Fa. Koch und Sterzel KG, Röntgenwerk Essen), das an allen den DIN-Vorschriften entsprechenden Durchleuchtungsgeräten angebracht werden konnte. 1965 wurde er mit dem Preis und dem Stipendium der Bremer Stiftung zur Förderung der Wissenschaften der Universität ausgezeichnet. Ab 1969 leitete er die Röntgenabteilung der Universitätskinderklinik Heidelberg, die er zu internationalem Ruf führte. 1970 erfolgte seine Habilitation mit dem Thema „Kardiafunktion im Kindesalter. Manometrische, kinematographische und pharmakoradiograpische Untersuchungen“, gefördert von der DFG. 1973 erhielt er die C3-Professur, 1984 wurde er emeritiert.

Sein Einsatz für die Pädiatrische Radiologie bleibt beispielhaft:

In seiner 10jährigen Tätigkeit als erster Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie hat er die Voraussetzung für die Anerkennung dieses Teilgebietes der Radiologie geschaffen.

Er hat sich um die Verbindung zu den Kinderradiolog*en der Ostblockländer kontinuierlich bemüht und wurde Ehrenmitglied der Polnischen und der Ungarischen Röntgengesellschaft.

In mehr als 300 Publikationen, in Lehr- und Handbuchbeiträgen, Monographien und drei Lehrbüchern hat er sich mit der Kinderradiologie wissenschaftlich auseinandergesetzt, wobei ihm Lehre und Fortbildung besonders am Herzen lagen.

Er war Mitherausgeber des Radiologen, in der Schriftleitung des Zentralblatts für Kinderheilkunde und im Editorial Board von Pediatric Radiology. Er war Ehrenmitglied der European Society of Pediatric Radiology, der Deutschen Röntgengesellschaft und der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie, an deren Entwicklung er bis zuletzt Anteil nahm.

Seine umfassende Bildung, die hohe Disziplin und Bescheidenheit sowie der hintergründige Humor machten seine Persönlichkeit aus.

Am 20. September 2020 ist Herr Prof. Willich im Alter von 101 Jahren gestorben.

Sein Vermächtnis ist Verpflichtung.

Gabriele Benz-Bohm, Hans-Conrad Oppermann, Hans-Joachim Mentzel

Fortschr Röntgenstr 2020; 192: 1207